Mythen als Gegenpol zum rationalen, wissenschaftlichen Denken
Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt der Menschen für die Vermehrung und Übermittlung von Wissen auf dem rationalen bzw. wissenschaftlichen Denken.
Mythen stellen eine andere Form der Wissensübermittlung dar – eine sehr direkte und sehr mächtige Form. Mythen sprechen nicht nur den rationalen Teil des menschlichen Geistes an, sondern sie zielen auf einen tieferen, ganzheitlichen Einsatz der Psyche.
Mit dem wissenschaftlichen, rationalen Denken geht nämlich auch eine Überbetonung und in der Folge einseitige Verwendung des rationalen Verstandes einher. Das hat zur Folge, dass die Möglichkeiten des menschlichen Geistes bei weitem nicht ausgeschöpft werden und bestimmte sehr mächtige Formen von Erkenntnis nicht zur Verfügung stehen.
Mythen haben ihre Bedeutung und Wirkung im gegenwärtigen Leben und Denken weitgehend verloren. Das hängt damit zusammen, dass ihnen mit der rationalen Betrachtungsweise begegnet wird. In dieser Betrachtungsweise erscheinen die Mythen aber irgendwie wenig exakt, sachlich falsch und ich glaube die Verfechter des rationalen und wissenschaftlichen Denkens lächeln ein bisschen von oben herab auf diesen Kindergeschichtenkram.
Das ist ein folgenschwerer Fehler, denn das Rationale – wenn es sich isoliert ohne die anderen Teile der Psyche betätigt – ist die eigentliche Beschränkung.
Mythen stehen für ein Denken, das verschiedene Teile der menschlichen Psyche auf einer höheren Ebene ganzheitlich zusammenführt. Mythen vereinen rationales Denken, Emotionen und Intuition.
Es ist ein interessantes Spiel, Mythen zu entschlüsseln und in die rationale Ebene zu übersetzen. Das wiederum ist aber eine ganz andere Sache, als sie unmittelbar rational auseinanderzunehmen und auf sachliche Exaktheit zu überprüfen. Diesen Anspruch haben die Mythen nämlich nie gehabt.